Wenn Energiesparen zu teuer ist
Die COVID-19-Pandemie, steigende Energiepreise und nun die allgemeine Teuerung: Für viele Menschen in der Steiermark bedeutet das, sparen zu müssen. Beim Thema Energie fällt das besonders Personen mit geringen finanziellen Mitteln schwer. Wer wenig Geld zur Verfügung hat, verwendet oft alte oder sehr billige Geräte, die zu den großen Stromfressern gehören. Die Wohnsubstanz ist oft schlecht und bietet kaum Möglichkeiten zur Verbesserung. Günstigere Mieten gehen leider immer wieder mit deutlich höheren Energiekosten einher.
Anreize für Eigentümer:innen
Bei der Sozialberatung der Caritas Steiermark spielt das Thema Energiesparen eine wichtige Rolle. „Manche Menschen haben keinen Einfluss auf ihre Wohnsituation oder den Zustand ihrer Wohnung. Sie können sich keine besser gedämmte Wohnung oder einen Umzug leisten. Unsere Klient:innen können in so einem Fall zwar Kleinigkeiten umsetzen, aber wenn Fenster und Mauer schlecht gedämmt sind, haben sie keine Möglichkeit, wirklich effiziente Energiesparmaßnahmen zu treffen“, erklärt Iris Eder, Leiterin der Beratungsstelle zur Existenzsicherung. Laut Eder brauche es in solchen Fällen, von denen es steiermarkweit zahlreiche gibt, Anreize für die Eigentümer:innen, um Verbesserungen vorzunehmen.
Energieberatung
Doch natürlich kann in vielen Fällen auch mit kleinen Tipps Energie gespart werden. Oft fehlt es laut Eder etwa schlicht am Wissen über richtiges Lüften, sparsame Waschmittel oder wie man manche Geräte, z. B. einen Geschirrspüler, richtig bedient. Auch Unwissenheit über gesetzliche Bestimmungen spielen eine Rolle, erklärt Eder: „Viele Mieter:innen melden Schäden nicht, da sie Angst haben, dass dadurch Kosten für sie entstehen könnten. Wenn ein Heizkörper kaputt wird, kaufen sie also einen Radiator und haben so wieder mehr Energiekosten. Wir hatten auch schon den Fall, dass eine Familie mit einer kaputten Außenscheibe lebte, aus Angst, dies zu melden.“
Im Rahmen der Sozialberatung werden Energierechnungen durchgegangen und nach Einsparungspotential gesucht. Zudem werden Utensilien wie Energiesparlampen und Wassersparer für die Dusche verteilt. Aktuell schnürt die Caritas zudem an einem Energieservice. Laut Eder sind in diesem Zusammenhang vor allem zwei Maßnahmen wichtig: eine Vor-Ort-Begehung bei den Klient:innen sowie Workshops zum Thema Energie, um nicht nur Symptome zu bekämpfen, sondern auch das Bewusstsein zu schulen.
Caritas-Wohnungssicherung
Steiermarkweit führten die Expert:innen der Caritas-Wohnungssicherung seit Beginn der Pandemie um 2/3 mehr Beratungen durch, damit Menschen ihr Zuhause aufgrund steigender Mieten und Energiepreise nicht verlieren. Aktuell sind deutlich mehr finanzielle Hilfen nötig, um Stromabschaltungen und Delogierungen in der Steiermark zu verhindern. Rund 1.800 Haushalte haben sich 2021 für Hilfe und Beratung an die Wohnungssicherung gewandt. Im vergangenen Jahr wurden Steirer:innen in finanzieller Not mit mehr als € 400.000,– unterstützt, um Rechnungen für Wohnen, Heizen und Strom zu bezahlen. 500 steirische Haushalte erhielten 2021 finanzielle Unterstützung von der Caritas, damit sie weiterhin kochen, Lebensmittel kühlen, ihre Wohnung beleuchten und heizen können.
Anna-Maria Riemer