Karwoche

Brauchtum
Der Palmbuschen
Als Jesus in Jerusalem einzog, winkten die Menschen ihm zu. Manche holten dafür Palmzweige von einem Baum. Bei uns gibt es keine Palmen,
sondern Weidekätzchen, die wir „Palmkätzchen“ nennen. Unsere Palmbuschen sollen an jene Palmzweige erinnern, mit denen Jesus in Jerusalem begrüßt wurde.
Material:
- Palmzweige
- Zweige vom Buchsbaum oder von der Thuje
- fester Spagat
- Gartenschere
- ev. bunte Bänder und verziertes Osterei
Die Palmzweige werden mit Spagat zu einem Strauß zusammengebunden. Dann gibt man am unteren Ende des Sträußchens noch Buchsbaum- oder Thujenzweige (diese sind immergrün und somit Zeichen für das ewige Leben), dazu und fixiert sie mit Spagat. Man kann die Palmbuschen noch mit bunten Bändern schmücken. Lila und Schwarz drücken Trauer aus, Gelb und Orange Auferstehungsfreude. Als Zeichen für die Auferstehung kann man in die Mitte noch ein Osterei stecken.
Weihfeuertragen
Dieser Brauch hat seine Wurzel in der katholischen Liturgie. Das Feuer, das für das Entzünden der Osterkerze notwendig ist, wurde früher schon am Morgen des Karsamstags vor der Kirche vom Priester gesegnet. Heute wird, wo es den Brauch gibt, dafür ein eigenes Feuer geweiht.
Dieses "Weihfeuer", das als Segenszeichen gilt, bringen Kinder mit glimmenden Baumschwämmen in die Häuser. Dort entzündet man damit das Herdfeuer. Früher wurde in vielen katholischen Haushalten das Herdfeuer nur einmal im Jahr, am Karfreitag in Erinnerung an den Tod Jesu, gänzlich gelöscht. Das neue Herdfeuer war daher ein besonders ausdrucksstarkes Symbol für die Auferstehung.
Osterratschen
Im katholisch geprägten Raum nimmt man an, dass die Kirchenglocken am Gründonnerstag nach Rom fliegen, um dort „neu geweiht zu werden“. Bis zum Karsamstag erledigen nun die Ratschenkinder die Aufgabe der Glocken: Sie gehen durch die Gassen und Straßen eines Ortes und ratschen die wichtigen Uhrzeiten, die Sterbestunde Jesu am Kreuz, sowie auch andere Gebetszeiten: „Wir ratschen, wir ratschen den Englischen Gruß, den ein jeder Christgläubige beten muss. Fallt’s nieder, fallt’s nieder auf eure Knie, bet’s ein Vaterunser und drei Ave Marie!“.
Kinder und das Kreuz?
Kann man Kindern die Kreuzes- und Ostergeschichte überhaupt zumuten?
Viele Eltern stehen zu Ostern vor der Frage: “Wie kann man Kindern
diese schwierige biblische Erzählung vermitteln?“ Soll man die brutale
Geschichte der Hinrichtung am Kreuz gar nicht erzählen? Ist nicht die
Geschichte mit dem Osterhasen und den bunten Eiern viel kindgerechter?
Das Osterfest mit der Erzählung von Tod und Auferstehung Jesu ist die wichtigste christliche Glaubens- und Hoffnungserzählung, die eindrucksvoll zum Ausdruck bringt: Das Leben ist stärker als der Tod. Die Liebe siegt über alle menschliche Brutalität. Kinder jeden Alters haben das Recht, diese Hoffnungsgeschichte zu hören und Anteil zu nehmen. Sie haben dann die Möglichkeit, sich ihre eigenen Gedanken zu machen und sie mit eigenen Lebenserfahrungen und Fragen in Verbindung zu
bringen. Mit der Ostergeschichte haben Eltern die Möglichkeit, mit den Kindern konkret über die menschliche Ungerechtigkeit zu sprechen, über die Realität des Leides und des Sterbens in unserer Welt.
- Für jüngere Kinder im Vorschulalter ist es am besten, die Geschichte in einfachen Worten selbst zu erzählen. So kann der/die Erzählende die Reaktion der Kinder sehr schnell wahrnehmen und entsprechend darauf reagieren. Es gibt aber auch gute Kinderbibeln, die hilfreich sein können.
- Für ältere Kinder im Schulalter können die historischen und politischen Hintergründe für das Verständnis wichtig sein.
In jedem Fall darf die Ostergeschichte immer nur im Blick auf die Auferstehung gesehen und somit auch erzählt werden!
Palmsonntag in der Familie feiern
Die Fastentreppe hat uns durch die Fastenzeit begleitet.
Am Palmsonntag kann sie wie folgt eingesetzt werden:
- Wir versammeln uns wie gewohnt um den Tisch. Eine Kerze wird in der Mitte des Tisches entzündet.
- Die Kinder erzählen, was sie über den heutigen Palmsonntag alles wissen. Was tragen die Menschen an diesem Tag in die Kirche? Was machen wir nach der Segnung mit den Palmbuschen? An welches Ereignis erinnert uns der Palmsonntag?
- Wir hören das Evangelium vom Einzug des Herrn Jesus in Jerusalem (aus dem Lukasevangelium, Kapitel 19, Verse 28 bis 40)
- Wir legen den Palmbuschen in die Mitte des Tisches und überlegen, ob er in der gelesenen Bibelstelle vorkommt. Wir versuchen gemeinsam die Frage zu klären, wie aus den Palmblättern in Jerusalem die Palmkätzchen bei uns geworden sind? Die einfachste Lösung leuchtet am meisten ein: Bei uns gibt es ja gar keine Palmen!
- Nun folgt die Frage: Was ist das eigentlich Wichtige an dieser
Geschichte aus dem Leben des Herrn Jesus? Die Palmblätter abreißen und damit winken, die Kleider auf dem Boden ausbreiten – was wollen die Menschen damit sagen? JESUS IST EIN KÖNIG. - Jeder und jede am Tisch bekommt ein Blatt Papier und einen
Bleistift. Wer besser zeichnen kann, zeichnet – wer lieber schreibt,
schreibt – als Gedankenanstoß steht die Frage da: WAS HAT JESUS GETAN, DASS DIE MENSCHEN ZU IHM SAGEN: DU BIST FÜR UNS EIN KÖNIG? WARUM SIND DIE MENSCHEN SO BEGEISTERT VON JESUS? - Reihum werden die Vorschläge vorgelesen oder angeschaut.
Wenn sich Fragen ergeben, soll natürlich Zeit fürs Nachdenken und
Antworten sein. Am Ende kommt die Frage: Fehlt etwas? Wenn alle
zufrieden sind mit dem Ergebnis, werden die Vorschläge samt Palmbuschen auf die nächste freie Stufe der Fastentreppe gelegt. - Wir stimmen in die Freude der Jünger und der vielen anderen Menschen vor den Toren von Jerusalem ein und singen bei der Fastentreppe gemeinsam ein passendes Lied (siehe Liedvorschläge hinten).
- Wir reichen uns die Hände, beten das Vater unser und beenden die
Feier mit einem Kreuzzeichen.